Unter dem Titel „Pluralität – Konkurrenz – Konflikt. Religiöse Spannungen im städtischen Raum der Vormoderne“ veranstaltet das Forum Mittelalter der Universität Regensburg seine diesjährige Jahrestagung vom 22.11.2012-24.11.2012. Im Vorfeld der Jahrestagung soll wie schon in vergangenen Jahren ein Doktorandenworkshop „Junge Städteforschung – Religiöse Gruppen, Institutionen und Kommunikationsformen in der Stadt“ stattfinden (Do, 22.11.12, 15-18 Uhr).
Das Forum Mittelalter der Universität Regensburg ist ein interdisziplinärer mediävistischer Forscherverbund, der seinen Schwerpunkt seit mehreren Jahren auf die Analyse urbaner Kulturen, Institutionen und Räume in vergleichender gesamteuropäischer Perspektive legt (www.forum-mittelalter.de). Auf den bisherigen Jahrestagungen wurden die spezifischen Voraussetzungen, Formen und regionalen Differenzen urbaner Kommunikation (2006) und Repräsentation (2007) erhoben, das mittelalterliche Kultgeschehen als Faktor für städtische Binnendifferenzierung, Identitätssicherung und Konkurrenzen analysiert (2009) und mit der Untersuchung der kulturellen Dynamik des urbanen Raums eine wichtige Perspektive für die vergleichende und interdisziplinäre Städteforschung (2008 und 2010) erschlossen. Im letzten Jahr bezog die Leitfrage nach Bedingungen und Folgen vormoderner Metropolität auch die Spätantike und die Frühneuzeit mit ein. Diese spannende Perspektive der longue durée in der europäischen Vormoderne wird im Jahr 2012 beibehalten.
In kulturhistorischer Perspektive können Städte als Orte verdichteter kommunikativer Beziehungen und eines komplexen räumlichen Arrangements analysiert werden. Gerade größere Städte generieren dabei sowohl ein höheres Maß an Pluralität und Freiheit als auch striktere Mechanismen sozialer Disziplinierung und Normierung. Dies trifft auf die Träger, Felder und Formen religiöser Kommunikation in besonderem Maße zu. Städte waren in der Vormoderne Zentren des religiösen Geschehens, Schauplätze blutiger Religionskonflikte und Laboratorien diskursiv bewältigter Pluralität. Die Regensburger Tagung möchte einerseits neuere Forschungen auf epochenspezifischen Feldern wie z.B. der Bedeutung von Städten für spätantike Christenverfolgungen, den Facetten urbaner Häresien im Mittelalter, der Konkurrenz kirchlich-kultischer Institutionen im urbanen Kontext oder dem Stellenwert der ’städtischen Reformation‘ im reformatorischen Geschehen präsentieren.
Andererseits wird angestrebt, Beträge in fächer- und epochenübergreifender Perspektive zu gewinnen. Die Rückbindung an religiöse Vorstellungen tangierte in der Vormoderne alle gesellschaftlich relevanten Lebensbereiche, sei es die Konzeption von Herrschaft, die Praxis familiärer Memoria oder die Bildung sozialer Netzwerke. Zugleich prägte die Vielzahl und Bedeutung ihrer Tempel, Kirchen, Kulte und Religionsgemeinschaften die überregionale Ausstrahlung und urbanistische Qualität vieler urbaner Zentren in Altertum, Mittelalter und früher Neuzeit. Die Regensburger Tagung thematisiert – unter den unterschiedlichen (religions)politischen, sozialen und kulturellen Rahmenbedingungen der jeweiligen Epochen und Regionen – die Bedingungen und Folgen religiöser Pluralität, ihre Einbindung in die Formen städtischer Herrschaft und in die Formierung sozialer Gruppen, ihre Wirkungen auf die Abgrenzung und Besetzung urbaner Räume, ihre mediale Sichtbarmachung im städtischen Kommunikationsgeschehen und ihre Konfliktpotenziale innerhalb und außerhalb der Stadt.
Die Bildung vier thematisch aufeinander bezogener Schwerpunkte soll der fächer- und epochenübergreifenden Diskussion zugute kommen:
1) Religiöse Pluralität und urbane Topographie
2) Religiöse Kommunikation und ihre Medien
3) Religiöse Konkurrenzen und soziale Gruppen
4) Interreligiöser Dialog und religiös begründete Gewalt
Weitere zum Tagungsthema passende Vortragsvorschläge sind willkommen.
Die Vorträge werden – neben einem Abendvortrag am 22.11.12 – auf zwei Tage verteilt (Freitag, 23.11.12, ca. 9-18 Uhr und Samstag, 24.11.12, ca. 9-15 Uhr). An die jeweils 30-minütigen Vorträge soll sich eine ebenfalls halbstündliche Diskussion anschließen. Es ist geplant, die Beiträge in der Reihe Forum Mittelalter-Studien (Verlag Schnell und Steiner, Regensburg) zu veröffentlichen.
InteressentInnen werden gebeten, eine kurze Skizze ihres Vortrags mit Arbeitstitel einzureichen. Dabei sollte das Thema und der methodische Zugriff erläutert werden. DoktorandInnen mit einschlägigen Dissertationsthemen können sich als DiskussionsteilnehmerInnen anmelden.
Senden Sie Ihren Vortragsvorschlag oder die kurze Erläuterung Ihres Dissertationsvorhabens (jeweils mit Angaben zur Person) bitte bis zum 14.05.2012 per Email an: andrea.hofmann@geschichte.uni-regensburg.de
NachwuchswissenschaftlerInnen sind herzlich eingeladen, im Rahmen des Doktorandenworkshops ihre Promotionsprojekte aus dem Umfeld der mediävistisch-kulturwissenschaftlichen Städteforschung vorzustellen und zu diskutieren. Anschließend haben die Workshopteilnehmer die Möglichkeit, als Diskutanten an der Tagung „Städtische Kulte im Mittelalter“ teilzunehmen.
Interessenten werden gebeten, eine kurze Skizze ihres Projekts mit Arbeitstitel einzureichen. Dabei sollte das Thema und der methodische Zugriff erläutert werden. Senden Sie Ihre Projektskizze (mit Angaben zur Person) bitte bis zum 14.5.2012 per Email oder auf dem Postweg an Prof. Dr. Jörg Oberste.
Kontakt:
Prof. Dr. Jörg Oberste
Sprecher des Forums Mittelalter
Institut für Geschichte
Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften
Universität Regensburg
D – 93040 Regensburg
Tel.: 0941/943-3537 (-3536 Sekr.)
E-Mail: joerg.oberste@web.de
Andrea Hofmann M.A.
Wissenschaftliche Koordination
Forum Mittelalter
Institut für Geschichte
Universität Regensburg
D – 93040 Regensburg
Tel.: 0941/943-3597
E-Mail: andrea.hofmann@geschichte.uni-regensburg.de
Pluralität – Konkurrenz – Konflikt. Religiöse Spannungen im städtischen Raum der Vormoderne. Jahrestagung und Doktorandenworkshop