„Stimme und Performanz in der mittelalterlichen Literatur“, Greifswald, 6.-8. Oktober 2014

Tagung „Stimme und Performanz in der mittelalterlichen Literatur“
(Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald, 06.-08.10.2014)

Die Tagung setzt die Reihe von mediävistisch interdisziplinären Kolloquien zu mittelalterlichen Redeszenen fort: 2005 fand in Münster die Tagung zu „Formen und Funktionen von Redeszenen in der mittelhochdeutschen Großepik“ statt. 2007 folgte das Bremer Kolloquium „Redeszenen in der mittelalterlichen Großepik: komparatistische Perspektiven“. Mit der Tagung zum Thema „Sprechen mit Gott“ (Mülheim an der Ruhr, 2009) war die Perspektive auf Redeszenen in der geistlichen Erzähldichtung gerichtet. Die Vielstimmigkeit in mittelalterlichen Texten unterschiedlicher Sprach- und Kulturräume, ihre graphische Codierung in Handschriften und ihre medial mündliche Vermittlung sind Thema dieser Tagung in Greifswald. Über Klang, Rhythmus, Reime und Stil erzeugt der laute Vortrag eine über das Ohr vermittelte Textrezeption. Der literarische Text, aber auch Hinweise zur Performanz in der handschriftlichen Überlieferung und die Stimme des Vortragenden konstituieren die poetische Qualität des Textes und haben Anteil an seiner Sinngebung: Wie lässt der Vortrag den Text zum Sprechkunstwerk werden? Wie macht er seine eingeschriebene Mündlichkeit hörbar? Und inwiefern ergeben sich mit der Stimme des Vortragenden in der Vergegenwärtigung des Textes (vereindeutigende oder öffnende) Interpretation und Autorisierung? Über die Auseinandersetzung mit Phänomenen und Effekten von Stimme und Performanz schreiben ausgewiesene ExpertInnen und NachwuchswissenschaftlerInnen das Wissen über mittelalterliche Redeszenen fort.

Wissenschaftliche Leitung:
Professor Dr. Monika Unzeitig (Greifswald)
Professor Dr. Nine Miedema (Saarbrücken)
Professor Dr. Angela Schrott (Kassel)

Information und Anmeldung:
Christin Klaus M. A.
Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald
D–17487 Greifswald
Telefon: +49 (0) 3834 / 86–19029
Telefax: +49 (0) 3834 / 86–19005
E–Mail: christin.klaus@wiko–greifswald.de

Bitte melden Sie sich über unser Online- Formular an: www.wiko-greifswald.de/de/anmeldung.
Aus organisatorischen Gründen ist eine Anmeldung bis zum 30. September 2014 erforderlich.
Die Tagung steht allen Interessierten offen.
Es wird keine Tagungsgebühr erhoben.

Hier finden Sie den Flyer und das Plakat zur Tagung.

– Tagungsprogramm –
Sonntag, 5. Oktober 2014 Anreise
Montag, 6. Oktober 2014
9.00 – 9.30 Uhr | Begrüßung | Zur Einführung: Prof. Dr. Monika Unzeitig (Greifswald)
Sektion I: Graphische Codierung der Performanz – Handschrift und Druck
Moderation: Prof. Dr. Nine Miedema
9.30 – 10.15 Uhr | Prof. Dr. Elisabeth Lienert (Bremen): (Un-)Sichtbarkeit der Stimme? Reden und Redewechsel in der ‚Rosengarten‘-Überlieferung.
10.15 – 11.00 Uhr | Dr. Almut Suerbaum (Oxford): Zwischen Stimme und Schrift: rhythmische Strukturen im Repertoire der Jenaer Liederhandschrift.
11.00 – 11.30 Uhr | Kaffeepause
11.30 – 12.15 Uhr | Dr. des. Birgit Zacke (Bonn): Die Markierung von Sprecherrollen in der Kölner ‚Tristan‘-Handschrift B.
12.15 – 14.00 Uhr | Mittagspause
Moderation: Prof. Dr. John Greenfield
14.00 – 14.45 Uhr | Prof. Dr. Elke Koch/ Nina Nowakowski, M.A. (Berlin): Mären als Sprechdichtungen. Überlegungen zur narrativen und performativen Inszenierung des Sprechens am Beispiel der Überlieferung in Cgm 714.
14.45 – 15:30 Uhr | Dr. Elisabeth de Bruijn (Antwerpen): Die innere Stimme. Performative Verspassagen in übersetzten niederländischen Prosaromanen.
15.30 – 16.00 Uhr | Kaffeepause
16.00 – 16.45 Uhr | PD Dr. Rita Schlusemann (Utrecht): „Etsijtes horende dese soetmondighe tale“. Fingierte Mündlichkeit in niederländischen Vers- und Prosaromanen.
Sektion II: Modellierungen von Stimme – Grüßen und Fragen
Moderation: Prof. Dr. Brigitte Burrichter
16.45 – 17.30 Uhr | Dr. Cornelia Wild (München): Die Grußszene und die Stimme in Dantes ‚Vita nuova‘.
17.30 – 18.15 Uhr | Prof. Dr. Angela Schrott (Kassel): Modellierungen von Stimme und Mündlichkeit: Echofragen in altspanischen und altfranzösischen Texten.
Moderation: Prof. Dr. Monika Unzeitig
19.00 Uhr | Öffentlicher Abendvortrag: Prof. Dr. Jutta Eming (Berlin): Sprechmagie im ‚Parzival‘ Wolframs von Eschenbach.
anschließend Empfang
Dienstag, 7. Oktober 2014
Sektion III: Polyphone Stimmen im Text
Moderation: Jun.-Prof. Dr. Julia Weitbrecht
9.00 – 9.45 Uhr | Dr. Anita Sauckel (Greifswald): ‚Sagnaskemmtan‘. Dimensionen einer Literarisierung von Rede aus skandinavistischer Perspektive.
9.45 – 10.30 Uhr | Hendrikje Hartung, M.A. (Clermont-Ferrand): „Da antwortete Kjartan sehr ergrimmt“. Das Wechselspiel von Erzähler- und Figurenrede in der altisländischen ‚Eyrbyggja saga‘.
10.30 – 11.00 Uhr| Kaffeepause
11.00 – 11.45 Uhr | Rebecca Merkelbach, MPhil (Cantab) (Cambridge): Volkes Stimme: Die öffentliche Meinung und die Wahrnehmung des Menschlich-Monströsen in den Isländersagas.
11.45 – 12.30 Uhr | Dr. Jana Krüger (Kiel): Zu den inquit-Formeln in der altnordischen Sagaliteratur.
12.30 – 14.00 Uhr | Mittagspause
Sektion IV: Artikulierte und hörbare Performanz
Moderation: Prof. Dr. Elke Koch
14.00 – 14.45 Uhr | Prof. Dr. Stephan Müller (Wien): Cliffhanger. Spuren episodenhafter Performanz in der mittelhochdeutschen Epik.
14.45 – 15.30 Uhr | Prof. Dr. Florian Kragl (Erlangen): Stimme – Argument – Wirkung. Zur Performanz von Figurenreden im ‚Nibelungenlied‘ und in der ‚Krone‘.
15.30 – 16.00 Uhr | Kaffeepause
Moderation: Prof. Dr. Angela Schrott
16.00 – 16.45 Uhr | Teresa Cordes, M.A. (Saarbrücken): Das Motiv des Wiedererkennens an der Stimme in den Heldenepen und höfischen Romanen des europäischen Mittelalters.
16.45 – 17.30 Uhr | Dr. des. Florian Schmid (Greifswald): Stimme(n) des Klagens. Überlegungen zur Performanz der höfischen Epik.
17.30 – 18.15 Uhr | Dr. Maryvonne Hagby (Bremen): Vox sanctorum? Beobachtungen zu Stimme und Stimmlichkeit in den volkssprachigen Legenden des Hoch- und Spätmittelalters.
19.00 Uhr | Abendessen Tagungsteilnehmerinnen und Tagungsteilnehmer
Mittwoch, 8. Oktober 2014
Sektion V: Mystisches und magisches Sprechen
Moderation: Prof. Dr. Elisabeth Lienert
8.30 – 9.15 Uhr | Jun.-Prof. Dr. Julia Weitbrecht (Kiel): „Hilf heiliger Thoma!“ Sprechende Tiere und göttliche Performanz in legendarischen Erzählungen.
9.15 – 10.00 Uhr | Prof. Dr. Annette M. Volfing (Oxford): Verdoppelung und Verdrängung: Simultane Diskurse in der mystischen Literatur.
10.00 – 10.45 Uhr | Prof. Dr. Ann Marie Rasmussen (Durham): Pilgerzeichen als sprechende Objekte.
10.45 – 11.15 Uhr | Kaffeepause
11.15 – 12.00 Uhr | Zusammenfassung und Abschlussdiskussion | Prof. Dr. Nine Miedema (Saarbrücken)
ab 12.00 Uhr | Abreise

Die internationale Fachtagung wird gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach–Stiftung, Essen. Das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung in der Trägerschaft der Stiftung Alfried Krupp Kolleg Greifswald.

CfP: 39. Kölner Mediävistentagung: Schüler und Meister

Diese Tagung findet vom 9.-12. September 2014 statt.

„Alles vernünftige Lehren und Lernen geschieht aus einer vorangehenden Erkenntnis“ – dieser berühmte Eröffnungssatz der Aristotelischen Analytica posteriora gilt nicht nur für die Wissenschaften im engeren Sinne, sondern für jede auf Erfahrung und Expertise beruhende Tätigkeit, die sich nicht der Natur, sondern der „techne“, der menschlichen Kunstfertigkeit im weitesten Sinne verdankt. Eine jede Kunstfertigkeit, gleich ob sie auf ein äußeres Objekt, einen durch Kunstfertigkeit hervorgebrachten Gegenstand bezogen ist oder in einer bestimmten praktischen oder theoretischen Fähigkeit selbst besteht, muß erlernt werden. Dies gilt unabhängig von Lebensalter und Lebenserfahrung. Insofern ist das Schülersein ein Existential des Menschen. Ein Meister hingegen ist derjenige, der nicht nur über Erfahrung, Expertise und Wissen verfügt, sondern dieses auch vermitteln kann. Er kennt nicht nur den betreffenden Sachverhalt, sondern verfügt über ein methodisches Wissen, das die Voraussetzung für die Vermittlung der eigenen Expertise bildet. Damit ist das Schüler-Lehrer-Verhältnis ein elementarer Bestandteil jeder höheren Kultur und ein Schlüssel zum Verständnis aller kulturell vermittelten Fertigkeiten und alles kulturell codierten Wissens.

Die Grundlage dieser zentralen Relation kultureller Kompetenz- und Wissensvermittlung bildet jedoch die persönliche Erfahrung der beteiligten Träger: d.h. primär der Schüler und Meister selbst, sodann auch der jeweiligen Institutionen. Dem Niederschlag dieser Erfahrung in ihren verschiedenen Facetten in der lateinischen und griechisch-byzantinisch, in der arabischen und hebräischen Tradition, in der Laien- und der Gelehrtenwelt, aber auch in der Alltagskultur nachzugehen und die vielfältigen Bedingungen des Lehrens und Lernens zu untersuchen, rückt ein Thema in den Mittelpunkt, das oftmals nur beiläufig und instrumentell behandelt wird, etwa im Zusammenhang biographischer oder doktrinärer Fragen, oder als Geschichte von Lehrinstitutionen.

Die 39. Kölner Mediaevistentagung möchte daher die Schüler-Meister-Relation zum Ausgangspunkt nehmen und über die Sprach- und Kulturkreise hinweg nach den individuellen Lebensformen und sozialen Kontexten, nach den diskursiven Praktiken und epistemologischen Implikationen, sowie nach den institutionellen Voraussetzungen und dem gesellschaftlichen Rollenverständnis fragen. Wo gibt es Kontinuitäten, wo gemeinsame Bezugspunkte – etwa im Ausgang von spätantiken Modellen und Traditionen? Wo halten sich diese durch, wo entstehen in der Folge des Zusammentreffens antiker Traditionen mit den fortan die Kultur bestimmenden Offenbarungsreligionen Judentum, Christentum und Islam neue Formen und Verständnisweisen im Verhältnis von Lehrer und Schüler? – Exemplarisch seien im

folgenden einige Fragestellungen und Themenkreise benannt, ohne daß damit ein Anspruch auf Vollständigkeit verbunden ist.

1) Zu fragen ist nach einer Typologie der Schüler-Meister-Beziehungen: von handwerklicher Praxis über die theoretische und wissenschaftliche Expertise bis hin zur spirituellen Meisterschaft. Ein wichtiger Ausgangspunkt ist die Terminologie. Auf der einen Seite steht der Schüler, Novize, Lehrling, Student, talmid ḥaḵam, ṭālib, etc.. Doch noch facettenreicher als der Begriff des Schülers ist derjenige des Meisters: als magister operis in der Bauhütte wie als Magister und Lehrer in Schule und Universität, als Lese- und Lebemeister, als Rabbi und moreh, ʾustāḏ, muʾallim, ʿālim, etc. Wie und von wem werden diese Fachbegriffe geprägt? Wie werden sie von einer in die andere Sprache übersetzt? Kommt es hierbei auch zu einem Austausch im Rollen- und Selbstverständnis?

2) Eine zentrale Rolle für den Schüler-Meister-Diskurs spielen die verschiedenen Diskursformen. Zu nennen sind zum einen die verschiedenen Schulformen wie universitas, madrasa, yešivah, und diesen korrespondierende Unterrichtsformen wie lectio, disputatio, pilpul, etc. Ferner ist der private Unterricht zu nennen, der insbesondere für die Philosophie von Bedeutung ist. Eine besondere Aufmerksamkeit verdient die literarische Form des Schüler-Meister-Dialogs, bei dem der Schüler oftmals der Initator des Lehrgesprächs ist. Was ist Gegenstand solcher Lehrgespräche und wie sind diese literarisch konzipiert?

3) Schüler und Lehrer wirken als gemeinsame, aber nicht immer einsinnige Teilhaber an einer Wissenschaft oder Kunst. Häufig wird dieses Thema auf die (inhaltliche) Abhängigkeit des Schülers von seinem Meister reduziert, auf Aspekte seiner Weiterentwicklung im Hinblick auf den Lehrer und auf Fragen der Kontinuität bzw. Emanzipation und Eigenständigkeit vom Wissen und Denken des Lehrers. Doch wie verhält es sich umgekehrt? Inwiefern entwickeln Gelehrte in der Diskussion mit ihren Studenten das eigene Wissen und die dazugehörigen Theorien weiter? Wir wissen von nicht wenigen Werken, die Lehrer explizit auf Bitten ihrer Schüler geschrieben haben. Was geschieht mit dem wissenschaftlichen Erbe eines Meisters? In der Regel sind es die Schüler, die – so es noch nicht geschehen ist – sein Schrifttum verbreiten und – wenn nötig – „unfertige“ Texte redigieren und nicht selten ergänzen und damit erst zugänglich machen. In diesen Kontext fallen auch reportationes, die Fragen der Autorenschaft aufwerfen. Wie weit ist es möglich, die Beiträge von Lehrer und Schüler zu trennen? Andererseits gibt es den abtrünnigen Schüler oder Dissidenten, der seine eigene Lehre als Reaktion auf und in Abgrenzung von seinem Meister entwickelt.

4) Doch wodurch kann der Lehrer überhaupt Wissen vermitteln? Das Lehrer-Schüler- Verhältnis wirft auch epistemologische Fragen auf, die seit den platonischen Dialogen in der Philosophie diskutiert werden. Hat der Lehrer eher eine Anregungs- und Erinnerungsfunktion oder übt er Techniken der Wissenserzeugung ein? Was wird beim Lehren überhaupt vermittelt und was ist der Status von Gelerntem im Gegensatz zu selbst erschlossenem Wissen? Welche Eigenschaften müssen Schüler und Lehrer haben? – dies ist ein klassische Frage in allen Einleitungsschriften.

5) Eine besondere Aufmerksamkeit soll dem akademischen Milieu gelten: an Kathedralschulen, Universitäten, madāris (Medressen), etc. Wie findet ein Meister seine Schüler und umgekehrt? Von Bedeutung sind hier die Etappen des akademischen Bildungsganges wie Prüfung, Examen, Lehrerlaubnis, Erlaubnis zu praktizieren, Ordination. Wer hat Zugang zu einer akademischen Ausbildung und welche Möglichkeiten gibt es abseits der etablierten Bildungswege? Wie werden konkurrierende Ansprüche zwischen Lehrern, Schulen oder religiösen und weltlichen Autoritäten gelöst?

6) Neben dem akademischen Milieu bestehen unzählige Institutionen organisierter Wissensweitergabe: Gilden und Zünfte, Monasterien, Klostergemeinschaften und Werkstätten. Wie ist die Beziehung der Novizen zu ihren Meistern? Zu fragen ist sowohl nach dem Selbstverständnis von Schüler und Meister wie auch der Art der Ausbildung. Erfolgt die Weitergabe allein durch mündliche Überlieferung und die Weitergabe praktischer Fähigkeiten? Welche Bedeutung spielen hier schriftliche Vorlagen (Rezeptsammlungen, Anleitungen, Musterbücher)? Mit Bezug auf Ordensgemeinschaften ist ferner nach dem Verhältnis von tätiger, geistiger und geistliche Ausbildung zueinander zu fragen.

7) Das Schüler-Meister-Verhältnis betrifft die verschiedenen Formen von erfahrungsbezogener, kunsthandwerklicher und wissenschaftlicher Meisterschaft und ihre mögliche Verbindung untereinander. Daraus ergeben sich interessante epistemologische Fragen, die den Zusammenhang von experientia, ars und scientia ebenso betreffen wie das Verhältnis von Praxis und Poiesis, von theoretischem und praktischen Wissen. Entspricht hierbei der „ordo addiscendi“ dem „ordo artium et scientiarum“ oder besitzt das Lehren und Lernen eine Eigengesetzlichkeit?

8) Zur Sprache kommen sollen auch Grenzfragen. Kann etwa ein Mensch Lehrer seiner selbst sein? Der Prototypus hierfür ist der Autodidakt. Welche Rolle spielen „Lehrer“, die nicht im unmittelbaren Verständnis in den Lernvorgang involviert zu sein scheinen: etwa Aristoteles als „erster Lehrer“ (al-muʾallim al-ʾawwal) oder Christus als „innerer Lehrmeister“?

9) Aus prosopographischer Perspektive soll von berühmten und weniger berühmten Schüler-Meister-/Lehrerbeziehungen die Rede sein. Der Topos „große Meister“ / „kleine Meister“ verweist auf ein wachsendes Bewußtsein individueller Meisterschaft. Die Prominenz von Schulen und Lehreinrichtungen hängt an dem Bekanntheitsgrad ihrer Lehrer. Doch das Verhältnis vor allem bedeutender Schüler zu ihren Meistern ist nicht selten spannungsvoll, auch wenn jene sich respektvoll auf diese beziehen. Für Schulbildungen sind derartige affirmative oder abweisende Bezugnahmen auf einen Meister konstitutiv.

10) Faßt man Lehren und Lernen als einen Überlieferungsvorgang, so markieren Schüler-Meister-Beziehungen darin eine besonders vielschichtige Form der translatio von Erfahrung, Expertise und Wissen über Zeit- und Kulturräume hinweg. Wie aber steht es mit der Vermittlung von Kompetenzen über kulturelle Grenzen hinweg. Gibt es Schüler- Lehrerbeziehungen über Sprach-, Kultur- und Religionsgrenzen hinweg? Was sind die

Voraussetzungen für das Gelingen solcher interkultureller Lehr- und Lernbeziehungen, was wird vermittelt und wo liegen die Grenzen?

Im Fokus steht die unterschiedliche Weitergabe spätantiken Wissens in den unterschiedlichen Kulturräumen wie auch seine Rezeption und Transformation während eines Millenium, das erst ex post als Mittelalter qualifiziert wird. Doch besteht die darin implizierte Differenz wirklich oder muß man nicht eher von einer Kontinuität ausgehen, die auch über das postulierte Ende des Mittelalters in der Neuzeit weiterwirkt? Wie stets strebt die Kölner Mediaevistentagung eine möglichst große interdisziplinäre Bandbreite an. Daher laden wir Philosophen und Theologen, Historiker und Philologen, Literaturwissenschaftler und Kulturwissenschaftler, Kunst- und Wissenschaftshistoriker, etc. ein, sich mit einer Fragestellung aus ihrem Fachbereich oder mit einer interdisziplinären Problemstellung an der 39. Kölner Mediaevistentagung zu beteiligen. Unser Ziel ist es, neue Perspektiven zu eröffnen, Sehgewohnheiten in Frage zu stellen und zu überdenken. Hierbei ist der größere Zusammenhang ebenso gefragt wie das mikrologische Detail, die Kontinuität wie die Diskursverzweigung. Hier gilt es auch den Blick zu weiten über ein enges hermeneutisches Textverständnis hinaus auf den Bereich materialer, medialer und symbolischer Kommunikationsformen, wie sie in Ritualen, in Ikonographien oder in konkreten Gegenständen ihren Ausdruck finden.

Ich möchte mit der Bitte schließen, uns Ihre Vorschläge nach Möglichkeit bis zum 15. August 2013 zuzusenden (thomas-institut@uni-koeln.de), und würde mich freuen, Sie im kommenden Jahr zur 39. Kölner Mediaevistentagung begrüßen zu können. Bitte leiten Sie diese Einladung gerne auch an Kolleginnen und Kollegen weiter, die noch nicht in unserer Adressendatei stehen oder lassen Sie uns die Adresse möglicher Interessenten zukommen. Herzlichen Dank!

In der Erwartung Ihrer Vorschläge verbleibe ich mit den besten Grüßen,

Köln, 1. März 2013

Andreas Speer

In english / en français

11th Annual Symposium of the International Medieval Society (Paris), Charlemagne after Charlemagne

The 11th Annual Symposium of the International Medieval Society (Paris), in conjunction with the Laboratoire de médiévistique occidentale de Paris (LAMOP, Université Paris I -Panthéon-Sorbonne), will be held on the topic of „Charlemagne after Charlemagne“.

A looming presence during the Middle Ages and beyond, this Frankish king and emperor, who died in 814, had a cultural afterlife that far exceeded any other medieval historical igure. The symposium for 2014 examines the medieval reception (and representation) of Charlemagne on the 1200th anniversary of his death, as he became a model sovereign, a literary personage, and a saint. The holy emperor was venerated in a complex though limited manner, resulting in the elaboration of a distinct hagiographical discourse and the composition of a liturgical office.

The literary fortunes of Charlemagne, highlighted as early as 1865 by Gaston Paris, experienced multiple permutations. Latin and vernacular literature (French, Italian, German, English, etc.), produced divergent associations and separate developments, from historical works to chansons de geste. These literary representations went hand in hand with visual portrayals in manuscripts, stained glass, sculpture, and architecture. Charlemagne was also conjured as a figure of pilgrimage and a founder (real or imagined) of monasteries, cities, and universities, attached to these institutions through stories and forged documents to which his name was affixed. The figure of Charlemagne served to construct and define an ideal, which was shaped and reshaped by different eras according to their respective needs.

26 – 28 June 2014
Centre Malher, 9 rue Malher, F-75003 Paris

Thursday, June 26

8.45 – 9.15 Registration
9.15 – 9.45 Ouverture (Katherine Baker, Kristin Hoefener)
9.45 – 11.00 Keynote: Elizabeth A.R. Brown
11.30-13.00 Session 1: Genesis of a Literary Figure
Chair: Philippe Faure (Université d’Orléans)
Jeanette Beer, Nithard’s personal contribution to Charlemagne’s legacy Enimie Rouquette, La figure de Charlemagne dans la poésie carolingienne: de 814 à la mort de Charles le Chauve Anne Latowsky, Poésie et chronologie: la Terre sainte, l’Espagne et les vies de Charlemagne
14.00-15.30 Session 2: After Charlemagne, before Sanctity
Chair: Fanny Madeline (Paris I – LAMOP)
Richard Landes, Charlemagne, Otto III et Adémar de Chabannes: l’empereur de l’an 6000 dans la pensée de l’an Mil Matthew Gabriele, The Ghost of Charlemagne and King Philip I of Francia at the End of the Eleventh Century Claire Tignolet, Charlemagne au temps des premiers Capétiens: une figure de référence dans l’historiographie (Xe – XIIe siècles)?
16.00-17.30 Session 3: Charlemagne in Capetian France
Chair: Julian Führer (DHI Paris)
Jace Stuckey, The Memory of Charlemagne, Kingship, and the Uses of the Past in Capetian France Christopher Patrick Flynn, Speculum Caroli: The Representation of Charlemagne in the Speculum Historiale of Vincent of Beauvais Chris Jones, King and Emperor? Perceptions of Charlemagne in Later Capetian France
17.45-19.15 Visit of the Deutsches Historisches Institut, Wine
reception and IMS-Paris Prize Awards
19.30 Symposium dinner (pre-registration required)

Friday, June 27

10.00-11.00 Session 4: Views from the Outside
Chair: Amélie Sagasser (DHI Paris)
Cesare Mascitelli, Charlemagne et la Geste Francor de Venise: l’empereur aux cours de Vérone et Mantoue Vaclav Zurek, Saint patron et ancêtre: Charlemagne dans la politique
de Charles IV de Luxembourg
11.30-13.00 Session 5: Charlemagne’s Cult
Chair: Kristin Hoefener (Universität Würzburg)
Patricia Kroschwald, A reinvented tradition? The veneration of Charlemagne at Halberstadt Cathedral Eric North Rice, Charlemagne and the Consciousness of France in the Medieval Liturgy of Aachen (Aix-la-Chapelle) Joan Molina Figueras, La mémoire de Charlemagne à Gérone à la fin du Moyen Age. Culte, objets et images
14.00-15.00 Session 6: Monumental Charlemagne
Chair: Katherine Baker (INHA Paris)
Clark Maines, Charlemagne Iconography at Chartres Cathedral
Jürg Goll, La statue en stuc de Charlemagne à Müstair
16.00-18.00 Symposium visit: Basilique de Saint-Denis

Saturday, June 28

9.30-10.45 Keynote: Dominique Boutet
11.15-12.45 Session 7: Exemplary Charlemagne
Chair: Irène Fabry-Tehranchi (University of Reading)
Luke Sunderland, Charlemagne in Medieval French Chronicles: ‚les bienfaits qu’il avoit fais pesoient plus que le mal‘ Daisy Delogu, ‚comment on conquiert Dieu‘: Charlemagne as a Devotional Guide in L’Istoire le roy Charlemaine
Jade Bailey, Le Livre de Charlemaine: The Emperor Charlemagne as a Didactic Exemplar in a Late-Medieval ‚Chivalric Textbook‘
14.00-15.30 Session 8: Charlemagne in England
Phillipa Hardman, Carolingian Onomastics: Naming and Meaning in Middle English Narratives of Charlemagne
Marianne Ailes, La Chanson de Roland d’Oxford: remaniement anglo-normand?
Gernot Wieland, ‚Charlemagne‘ in Anglo-Saxon England
16.00-16.30 Julian Führer (DHI Paris): Concluding Remarks
16.30-17.00 Final discussion
Closing Cocktail

Program and flyer

CfP: 11th Annual Symposium of the International Medieval Society (IMS-Paris)

11th Annual Symposium of the International Medieval Society (IMS-Paris), 26.06.-28.06.2014, Paris

Location: Paris, France
Dates: Thursday June 26th – Saturday June 28th 2014
Keynote speaker: Dominique Boutet

Deadline for submissions: February 10th 2014

The International Medieval Society Paris (IMS-Paris) invites paper proposals and session themes for its upcoming symposium centered on “Charlemagne after Charlemagne.”

A looming presence during the Middle Ages and beyond, this Frankish king and emperor, who died in 814, had a cultural afterlife that far exceeded any other medieval historical figure. The symposium for 2014 seeks to examine the medieval reception (and representation) of Charlemagne on the 1200th anniversary of his death, as he became a model sovereign, a literary personage, and a saint. This holy emperor was venerated in a complex though limited manner, resulting in the elaboration of a distinct hagiographical discourse and the composition of a liturgical office.

The literary fortunes of Charlemagne, highlighted as early as 1865 by Gaston Paris, experienced multiple permutations. Latin and vernacular literature (French, Italian, German, English, etc.), produced divergent associations and separate developments, from historical works to chansons de geste. These literary representations went hand in hand with visual portrayals in manuscripts, stained glass, sculpture, and architecture. Charlemagne was also conjured as a figure of pilgrimage and a founder (real or imagined) of monasteries, cities, and universities, attached to these institutions through stories and forged documents to which his name was affixed. The figure of Charlemagne served to construct and define an ideal, which was shaped and reshaped by different eras according to their respective needs.

For its 2014 symposium, the International Medieval Society seeks to mark this anniversary through a reevaluation of Charlemagne’s legacy during the medieval period. Although the geographic area of France will be given priority, comparisons with other regional ‘Charlemagnes’ are certainly possible. We invite papers that deal with material from after Charlemagne’s death in 814 to the end of the Middle Ages.

Proposals of 300 words or less (in English or French) for a 20-minute paper should be e-mailed to ims.paris.2014@gmail.com no later than February 10th 2014. Each should be accompanied by full contact information, a CV, and a list of audiovisual equipment you require.

Please be aware that the IMS-Paris submissions review process is highly competitive and is carried out on a strictly blind basis. The selection committee will notify applicants of its decision by e-mail by February 26th 2014.

Titles of accepted papers will be made available on the IMS-Paris web site. Authors of accepted papers will be responsible for their own travel costs and conference registration fee (35 euros, reduced for students, free for IMS-Paris members).

The IMS-Paris is an interdisciplinary, bilingual (French/English) organization that fosters exchanges between French and foreign scholars. For the past ten years, the IMS has served as a centre for medievalists who travel to France to conduct research, work, or study. For more information about the IMS-Paris and the programme of last year’s symposium, please visit our website: www.ims-paris.org.

IMS-Paris Graduate Student Prize
The IMS-Paris is pleased to offer one prize for the best graduate student paper proposal.
Applications should consist of:
1) symposium paper abstract/proposal
2) current research project (Ph.D. dissertation research)
3) names and contact information of two academic references

The prizewinner will be selected by the board and a committee of honorary members, and will be notified upon acceptance to the Symposium. An award of 350 euros to support international travel/accommodations (within France, 150 euros) will be paid at the Symposium.

CfP: Internationale Gesellschaft für Theologische Mediävistik Jahrestagung in Göttingen: Theologie und Bildung im Mittelalter

Die Jahrestagung 2014 der Internationalen Gesellschaft für Theologische Mediävistik findet vom 19. bis 21. Juni 2014 an der Georg-August-Universität Göttingen statt.

Sie wird organisiert von Prof. Peter Gemeinhardt und Prof. Tobias Georges in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum „Education and Religion From Early Imperial Roman Times to the Classical Period of Islam“ (EDRIS).
Die Tagung ist dem Thema „Theologie und Bildung im Mittelalter“ gewidmet. Theologie ist in Bildungsprozesse höchst unterschiedlicher Gestalt involviert, von ungebildeten Wüstenvätern und Mönchen bis zu den elaborierten Bildungsprogrammen der mittelalterlichen (und modernen) Universitäten. Inwieweit Bildung in solchen Zusammenhängen einer religiösen Eigenlogik folgt oder auf theologische Voraussetzungen verzichtet, ja diesen kritisch gegenüber steht, wird das ganze Mittelalter über diskutiert; und ob sich die Rezeption nichtchristlicher Bildung auf die artes liberales beschränken oder den ganzen Kosmos antiker Philosophie einbeziehen soll, ist bekanntlich eine der zentralen Fragen der Scholastik.

Diese und verwandte Fragen sollen in den folgenden vier Sektionen behandelt werden:
I. Institutionen und Akteure theologischer Bildung: Klöster, Schulen, Universitäten
II. Quellen theologischer Bildung: Artes liberales, Philosophie, Kirchenväter, Bibel
III. Theologische Bildung im Kontext: Byzanz, Islam und lateinischer Westen
IV. Bildungsziele: Rhetorik, Dialektik, Humanität, Spiritualität, Gottesebenbildlichkeit

Eine öffentliche Keynote Lecture wird der Vorsitzende der IGTM, Prof. Volker Leppin (Tübingen), halten.

Weitere Plenumsvorträge haben Anna Sapir Abulafia, Carolyn Muessig, Jacques Verger, Christoph Burger, Sebastian Günther, and Peter Gemeinhardt zugesagt.

Wir freuen uns auf Vorschläge für Kurzvorträge (maximal 25 Minuten) zu einem Thema aus den oben genannten vier Sektionen. Bitte lassen Sie uns den Titel und einen Abstract (maximal 250 Wörter) bis zum 30. September 2013 zukommen.
Peter Gemeinhardt / Tobias Georges

Bitte senden Sie Ihren Abstract an:
antje.marx@theologie.uni-goettingen.de
Fax: +49 / 551 / 397488
Georg-August-Universität Göttingen, Lehrstuhl für Kirchengeschichte,
Platz der Göttinger Sieben 2, D – 37073 Göttingen

LMU München: 7. Dies quodlibetalis

Adaequatio, illuminatio, coniectura.
Modelle der philosophischen Erkenntnistheorie in Mittelalter und Renaissance

Am 13. Juni 2014 findet an der LMU München im Rahmen des 7. Dies quodlibetalis der Gesellschaft für Philosophie des Mittelalters und der Renaissance (GPMR) ein Symposium zum Thema Adaequatio, illuminatio, coniectura. Modelle der philosophischen Erkenntnistheorie in Mittelalter und Renaissance statt.
Die mittelalterliche Erkenntnistheorie gehört zu den wichtigsten und reizvollsten Themen, die die Philosophie des Mittelalters zu bieten hat. In den Lehrbüchern zur Erkenntnistheorie wird sie dennoch in den meisten Fällen einer naiven Korrespondenztheorie zugerechnet und entsprechend als unerheblich abgetan. (Umso bedauerlicher, dass eine historisch-systematische Gesamtdarstellung der mittelalterlichen
Erkenntnistheorie bis heute fehlt!) Wer indes näher hinschaut, erblickt eine Fülle unterschiedlicher Positionen: Realismus, Essentialismus, Reliabilismus, Adäquationstheorie, Abstraktionstheorie, Illuminationstheorie, Intuitionismus, Nominalismus, Repräsentationalismus, Skeptizismus, konjekturale Wahrheitserkenntnis sind nur einige davon. Fünf erkenntnistheoretische Modelle Avicenna, Thomas von Aquin, Heinrich von Gent, Wilhelm von Ockham und Nikolaus von Kues  sollen vorgestellt und diskutiert werden. Damit die Diskussion nicht zu kurz kommt, sind für Vortrag und anschließende Debatte jeweils 20 Minuten vorgesehen. Mit Tiana Koutzarova (Bonn), Dominik Perler (Berlin), Christoph Kann (Düsseldorf), Christian Rode (Bonn) und Harald
Schwaetzer (Bernkastel-Kues) konnten fünf nicht nur kompetente, sondern auch streitwillige disputantes gewonnen werden. Bitte entnehmen Sie weitere Details dem Programm!

CfP: Internationaler Kongress, Kontinuitäten, Umbrüche und Zäsuren

Kontinuitäten, Umbrüche und Zäsuren
Die Konstruktion von Epochen in Mittelalter und früher Neuzeit in interdisziplinärer Sichtung
Internationaler Kongress des Instituts für Realienkunde gemeinsam mit dem Interdisziplinären Zentrum für Mittelalterstudien, Universität Salzburg
Krems, 14.-17. Mai2014
Zielsetzung der Tagung
Im Sinne des „Fundamenta“-Schwerpunkts des Interdisziplinären Zentrums für Mittelalterstudien an der Universität Salzburg setzt sich die Tagung das Ziel, nach der Konstruktion herkömmlicher Modelle zur Epochenbildung im Mittelalter zu fragen und alternative Perspektiven auf die „Zeitlichkeit“ kultureller Phänomene für den interdisziplinären Diskurs zu erschließen.
Die „Ordnung der Dinge“ geschieht in der Regel nach gesellschaftlichen Übereinkünften, die aus kulturwissenschaftlicher Sicht Einblicke in Weltanschauungen und soziale Verfasstheiten ermöglichen. Unter Berücksichtigung konstruktivistischer Ansätze ist es längst selbstverständlich, die daraus entwickelten wissenschaftlichen Systematiken und Narrative selbst auf ihre ideologischen Grundlagen, perspektivischen Verengungen und blinden Flecken zu hinterfragen. In diesem Zusammenhang ist auch die Strukturierung von Vergangenheit durch Epochensetzungen ein Phänomen, das auf zwei Ebenen betrachtet werden kann: Da Erinnerung zur Konstitution von sozialem oder kulturellem Gedächtnis in Narrative übergeführt wird, besitzen zum einen historische Modelle zur Epochenbildung, wie beispielsweise die Idee der „Vier Weltzeitalter“ in all ihren Zuschreibungen, Quellencharakter für kulturhistorische Analysen.Auf der anderen Seite sind auch gängige Epochendefinitionen in der Wissenschaftslandschaft auf ihre Tauglichkeit hin zu überprüfen und ist deren Wirkmächtigkeit genauer in den Blick zu nehmen. Als Teil einer Ideengeschichte können sie für heutige Fragestellungen fruchtbar gemacht werden. In diesem Zusammenhang sind neben der klassischen Dreiteilung des Mittelalters auch eine in den letzten Jahren diskutierte Zweiteilung („Mittelalter I und II“) zu erwähnen sowie die Frage der Abgrenzung zwischen Mittelalter und Neuzeit und Versuche, die „Frühe Neuzeit“ als Subepoche zu definieren bzw. sie mit dem Spätmittelalter als „Zeitalter des Übergangs/Age of Transition“ zusammen zu führen.
Ziel der Tagung ist es, sowohl „klassische Modelle“ einer Epochenbildung zu hinterfragen als auch die vielsträngigen kulturellen Prozesse zu analysieren, welche mit Phasen der Beharrung (im Sinne von bewusstem oder unbewusstem Tradieren von „Althergekommenem“)oder mit Innovationsphasen, Umbrüchen und Zäsuren in Beziehung stehen. Mit den Mitteln des diachronen, raum- und/oder quellenübergreifenden Vergleichs soll diese Tagung einen Beitrag dazu leisten, potentielle – überregionale und verschiedene Lebensbereiche umfassende – Gleichläufigkeiten von Wandlungs- und Beharrungsphasen zu identifizieren sowie mögliche Gründe und Ursachen dafür zu diskutieren. Im Sinne eines interdisziplinären Reflexionsprozesses geht es dabei auch darum, Kriterien für die „Geschwindigkeitsmessung“ von kulturellem Wandel offen zu legen bzw. kritisch zu hinterfragen.
Mögliche Themenbereiche der Tagung
Aus den oben genannten Zielsetzungen können für die Tagung drei Themenbereiche abgeleitet werden.
1. Zeitgenössische Zeitmodelle: Von den „Weltzeitaltern“ zur Erfindung des „Mittelalters“.
Folgende Fragen stehen hier im Vordergrund: Wie wurden zeitgenössische Periodisierungen begründet und wie stehen diese in Relation zu heutigen Epochenkonstruktionen? Inwieweit gab es von Zeitgenossen eine Wahrnehmung von „Kontinuität“ und „Wandel“ und wie wurden diese bewertet bzw. interpretiert?
2. Gängige Epochenmodelle und ihr ideengeschichtlicher Kontext
3. Disziplinäre bzw. quellengeleitete Modelle und Beobachtungen zu kulturellen Kontinuitäten und Wandlungen.

Diese Themenbereiche sollen nur als Denkanstöße dienen. Es sind auch Themen willkommen, die über die angeführten Aspekte hinausgehen bzw. neue Perspektiven auf die zentralen Fragestellungen eröffnen, wobei wir auf eine möglichst breite disziplinäre Streuung hoffen.
Die Vortragszeit ist auf maximal 30 Minuten beschränkt. Für Vortragende ist ein Zuschuss zu den Reise- und Aufenthaltskosten möglich.
Themenvorschläge sind zusammen mit einem Abstract (maximal 1 Seite; Sprachen: deutsch, englisch, französisch) bis spätestens 30. September 2013 erbeten an:
Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit
Interdisziplinäres Zentrum für Mittelalterstudien
Universität Salzburg
Körnermarkt 13
A-3500 Krems
Oder per email:
elisabeth.vavra@sbg.ac.at
thomas.kuehtreiber@sbg.ac.at

Machtrepräsentationen an den mediterranen Grenzen Europas (12.-15. Jahrhundert) / Representations of Power at the Mediterranean Borders of Europe (12th-15th c.)

Am 10. und 11.12.2013 findet in Kassel die Tagung „Machtrepräsentationen an den mediterranen Grenzen Europas (12.-15. Jahrhundert) / Representations of Power at the Mediterranean Borders of Europe (12th-15th c.)“ statt.

Konzeption und Organisation:
Prof. Dr. Ingrid Baumgärtner, Mittelalterliche Geschichte, FB 05 Gesellschaftswissenschaften, Universität Kassel / Dott. Mirko Vagnoni,
Florenz

Datum: 10.12.2013-11.12.2013,
Kassel, International House, Universität Kassel, Mönchebergstr. 11a

Vor dem Hintergrund der weltpolitischen Ereignisse der letzten Zeit fragt sich ein fortschreitend globalisiertes und multikulturelles Europa zunehmend nach der eigenen kulturellen Identität. Diese Frage wird umso drängender angesichts der Tatsache, dass sich einerseits die Zahl der Mitgliedsländer der Europäischen Union nach und nach erhöht hat (und noch weitere Staaten in die Gemeinschaft eintreten möchten), während andererseits – bedingt auch durch die ökonomische Krise – viele der Mitgliedsstaaten die (politische) Idee ‚Europa‘ als solche infrage stellen und dabei riskieren, ein mühevoll in Gang gebrachtes Projekt scheitern zu lassen. Die europäische Gesellschaft verlangt nach Antworten, zu denen auch die mediävistische Forschung einen Beitrag leisten kann, indem sie nach Konzepten von Europa, seinen südlichen Grenzen und seinen charakteristischen Eigenschaften fragt.

In Zusammenarbeit mit der Universidad Complutense de Madrid organisiert das Fachgebiet Mittelalterliche Geschichte der Universität Kassel mit freundlicher Unterstützung des DAAD, finanziert aus Mitteln des Auswärtigen Amtes, einen internationalen Workshop, bei dem der wissenschaftliche Dialog zwischen der deutschen akademischen Welt und derjenigen Südeuropas gefördert werden soll. Ziel ist es, Forscherinnen und Forscher aus unterschiedlichen Disziplinen und aus verschiedenen Ländern Mittel- und Südeuropas zusammenzubringen, um kulturelle Transferphänomene bei der Repräsentation von Macht innerhalb mediterraner Königreiche mit Grenzcharakter zu diskutieren.

Inhaltlich geht es dabei vor allem um Regionen, in denen europäische Dynastien, die einer lateinisch-westlichen Kultur entstammten, über hochgradig griechisch oder arabisch geprägte Gesellschaften herrschten. Dabei richtet sich die Aufmerksamkeit zeitlich auf die Spanne vom 12. bis zum 15. Jahrhundert und räumlich auf die Königreiche von Aragon und Kastilien der iberischen Halbinsel, auf das Königreich Sizilien der italienischen Halbinsel, auf das Königreich Zypern und das Fürstentum von Antiochia in der nahöstlichen Region. Inhaltlich ist danach zu fragen, ob und wie häufig Machtinhaber dieser Monarchien bei der symbolische Repräsentation ihrer Autorität Gebrauch von Elementen derjenigen Kulturen machten, mit denen sie sich in den eroberten (oder zurückeroberten) Ländern gezwungenermaßen konfrontiert sahen. Auf diese Weise kann die Mittelalterforschung ihren Beitrag zu aktuellen Fragen der europäischen Gemeinschaft im Sinne transkultureller Verflechtung und Abgrenzung leisten.

Programm/Program:

Dienstag 10. Dezember 2013 Tuesday, 10th December 2013

9.30 Ingrid BAUMGÄRTNER (Universität Kassel), Begrüßung/Welcome
9.40 Mirko VAGNONI (Florenz), Introduzione/Introduction

Formen der Herrschaftsdarstellung in Süditalien / Forms of
Representation: Rulership in South Italy
Moderation/Chair: Kai RUFFING (Universität Kassel)

10.00-10.30 Errico CUOZZO (Università Suor Orsola Benincasa, Napoli),
Islamic crosspollinations. Falconry at the Norman court of Sicily
10.45-11.15 Fulvio DELLE DONNE (Università della Basilicata), Culture as
a symbol of power in the kingdom of Sicily during the Swabian period
11.30 Pause
12.00-12.30 Kristjan TOOMASPOEG (Università del Salento, Lecce),
Boundaries and their crossing as representation of authority in the
Kingdom of Sicily (12th-14th centuries)
12.45 Mittagessen / Lunch

Macht und Symbolik auf der Iberischen Halbinsel / Symbols of Power on
the Iberian Peninsula
Moderation/Chair: José María SALVADOR GONZÁLEZ (Universidad Complutense
de Madrid)

14.30-15.00 Jaume AURELL (Universidad de Navarra), The Symbolic Meanings
of the Self-Coronations in Medieval Iberia
15.15-15.45 Maribel FIERRO (Consejo Superior de Investigaciones
Científicas, Madrid), A Castilian political myth through Andalusi Eyes.
The „legend of the judges of Castille“
16.00 Pause
16.30-17.00 Joan MOLINA FIGUERAS (Universitat de Girona), Sotto il segno
dell’Oriente. Emblemi, simboli e culti mediterranei per un nuovo
im-maginario della monarchia catalano-aragonese (s. XIII-XV)
17.15-17.45 Rebekka THISSEN-LORENZ (Universität Kassel) Raum,
Herrschaft, Karte. Verortung, Repräsentation und Konstitution von
Herrschaft im Katalanischen Weltatlas (um 1375)

Mittwoch 11. Dezember 2013 Wednesday, 11th December 2013

Eroberungen und Repräsentation von Macht im östlichen Mittelmeer
Conquests and the Representation of Power in the Eastern Mediterranean
Moderation/Chair: Oliver PLESSOW (Universität Kassel) / Stefanie DICK
(Universität Kassel)

09.00-09.30 Margit MERSCH (Universität Kassel), Colonial Topographies?
Trans-mission of Urban Concepts in Venetian Crete
09.45-10.15 Michalis OLYMPIOS (University of Cyprus), Reminiscing about
the Crusader Levant: Royal Architecture and Memory in Lusignan Cyprus
10.30 Pause
11.00-11.30 Luigi RUSSO (Università Europea di Roma), The endless
conquest: Normans in the Holy Land

Moderation/Chair: Ingrid BAUMGÄRTNER (Universität Kassel) / Mirko
VAGNONI (Florenz)
11.45 Schlussdiskussion / Round table

Kontakt:
Gislinde Wagner, Sekretariat Mittelalterliche Geschichte, Universität
Kassel, Nora-Platiel-Straße 1, 34127 Kassel 0049 (0)561 804 3099
giwagner@uni-kassel.de

Hier finden Sie den Flyer und das Plakat zur Tagung.

CfP: Conservation et réception des documents pontificaux par les ordres religieux (XIe-XVe siècle)

Diese Tagung findet vom 05.12.2013-06.12.2013 in Nancy statt.

Dans la recherche relative aux pratiques de l’écrit médiéval et au rapport au passé chez les ordres religieux, la place particulière occupée par les actes pontificaux est connue. Cependant les logiques diverses qui ont présidé à la conservation, la mise en collection ou la valorisation de ces documents dans les chartriers religieux de l’Occident médiéval méritent d’être confrontées. Bien souvent les analyses ont porté sur des dossiers sans permettre de confrontation des attitudes diverses adoptées par les archivistes, cartularistes et rédacteurs d’actes. C’est pourquoi les interventions concerneront les attitudes d’un ordre religieux et/ou d’une pluralité d’établissements. Il s’agira concrètement de définir d’éventuels caractères propres dans la sensibilité diplomatique et archivistique des différents ordres/établissements religieux en étudiant la façon dont ceux-ci ont reçu et conservé les privilèges et lettres pontificales. Une place particulière sera réservée aux nouveaux ordres, Cisterciens, Prémontré et ordres militaires.

Les approches pourront adopter l’un ou l’autre des questionnements suivants ou les combiner :

  • Que peut-on dire à propos de la mise en collection des actes pontificaux ? Subdivision de chartrier („sacs de bulles“), sections des documents pontificaux dans les cartulaires, forme plus aboutie que représente la rédaction de bullaires, complexité de la tradition des privilèges et litterae généraux (multiplicité des copies et diffusion au sein d’un ordre).
  • A propos de la réception, une bulle peut-elle en cacher/chasser une autre ?
  • La typologie des documents pontificaux pèse-t-elle sur leur réception ? Qu’il s’agisse de la typologie diplomatique (sort réservé aux actes des légats pontificaux ou des juges délégués, réception différente des privilèges relatifs au patrimoine ou à d’autres objets) ou de la typologie juridique (cas des actes pontificaux n’ayant pas de lien avec la défense/gestion du patrimoine immobilier). Ces typologies influent-t-elles sur le classement au sein d’un chartrier et font-elles partie des critères employés par les cartularistes pour sélectionner les actes ? (par exemple, les actes des légats pontificaux subissent-ils l’ombre des privilèges pontificaux ? ; les privilèges non énumératifs sont-ils « déclassés » au profit des privilèges énumératifs ? ; y-a-t-il une différence dans la réception par un établissement d’une bulle qui lui est adressée ou d’une bulle générale ?)
  • Transferts textuels : y-a-t-il des spécificités dans la transcription des documents pontificaux (copies, cartulaires, cartulaires-bullaires) ? Est-elle individualisée et se démarque-t-elle de la transcription des autres actes ? Peut-on déceler un remploi des actes pontificaux (in extenso ou par extraits/citations) dans les textes historiographiques ou hagiographiques ?
  • Ce que nous apprennent les documents faux ou interpolées : que révèlent les forgeries et remaniements de ce que les faussaires connaissaient de la diplomatique pontificale ?
  • Influence/imitation des caractères externes (écriture, mise en pages, signes graphiques) et internes du formulaire pontifical : le phénomène étant déjà étudié notamment pour la diplomatique épiscopale, est-ce qu’on trouve des exemples analogues dans les scriptoria monastiques ? Peut-on proposer une confrontation entre les listes de biens (enumerationes bonorum) des documents pontificaux et celles des confirmations données aux institutions monastiques par d’autres autorités (évêques, princes, etc. ?) Peut-on faire un rapprochement similaire avec l’ordre des biens suivi dans les cartulaires ?

Les communications dureront 25 minutes.
Les propositions de communications devront être envoyées pour le 15 janvier 2013 et être rédigées en français, allemand, anglais ou italien.
Elles devront comporter environ 500 mots et être accompagnées d’un CV détaillé.

Kontakt:

Jean-Baptiste Renault
Centre de Médiévistique Jean Schneider
Maison des Sciences de l’Homme
91 avenue de la Libération
BP 454
54000 NANCY
E-Mail: jean-baptiste.renault@univ-nancy2.fr

 

Mittelalterphilologien heute

Diese Tagung findet vom 2. – 4. Dezember 2013 an der Facoltà di Lingue e Letterature Straniere der Università degli Studi di Urbino “Carlo BO” in Urbino statt.

Zielsetzungen

Denjenigen, der sich der anspruchvollen Aufgabe stellt, eine einheitliche Definition für Philologie und insbesondere Mittelalterphilologie heute herauszuarbeiten, kann die Feststellung der Verschiedenartigkeit und häufig sogar Gegensätzlichkeit der Persönlichkeiten und Ansichten ihrer Gründungsväter und Wegweiser wie ein böses Omen treffen. Nach August Wilhelm Schlegel ist die Philologie „ein liberales studium, weil es blosz auf übung und bildung des geistes im allgemeinen abzweckt“. Eine solche Einstellung scheint Jacob Grimm insofern zu teilen, als er sich 1829 nach „frucht bringende(r) musze“ sehnt. Was diesen Pionier der altdeutschen Philologie andererseits in den Augen seines Neffen Herman kennzeichtnet, sei „sein Trieb, facta zu sammeln“. Grimm selbst weist auf eine solche Heterogenität von Einstellungen, Arbeitsstilen und Forschungszwecken hin, wenn er in einer Rede auf Lachmann 1851 behauptet: „Man kann alle philologen, die es zu etwas gebracht haben, in solche theilen, welche die worte um der sachen, oder die sachen um der worte willen treiben“, wobei er Lachmann den letzten und sich selbst den ersten zuordnet.
Und doch steckt gerade in einer solchen Heterogenität ein gemeinsamer Nenner, der das ganze philologische Treiben begründet und bis heute beseelt. Es ist das Bewusstsein über die Komplexität eines jeden menschlichen Phänomens sowie über die Notwendigkeit, einer solchen Komplexität methodologisch gerecht werden zu müssen, wenn man ein menschliches Phänomen als solches erfassen will. Mit anderen Worten weht im interdisziplinären Wesenszug der Philologie auch heute noch ihre humanistische Berufung.
Im Sinne eines solchen Humanismus spricht Grimm auch, wenn er 1831 auf seine Studentenjahre in Marburg zurückblickt:

Ich möchte nun auch den damals unter den Marburger studierenden waltenden geist rühmen; es war im ganzen ein frischer, unbefangener; Wachlers freimüthige vorlesungen über geschichte und literargeschichte machten auf die mehrzahl lebendigen eindruck, und besonders erfreute ein publicum, das er im groszen öffentlichen hörsaal wöchentlich las, sich eines ungetheilten beifalls. die obergewalt des staats hat seitdem merklich mehr in die aufsicht der schulen und universitäten eingegriffen. sie will sich ihrer angestellten fast allzu ängstlich versichern und wähnt, dies durch eine menge von zwängenden prüfungen zu erreichen. mir scheint es, als ob man von der strenge solcher ansicht in zukunft wieder nachlassen werde. zu geschweigen, dasz sie der freiheit des sich aufschwingenden menschen die flügel stutzt und einem gewissen, für die übrige zeit des lebens wohlthätigen, harmlosen sich gehen lassen können, das hernach doch nicht wieder kehrt, schranken setzt; so ist es ausgemacht, dasz, wenn auch das gewöhnliche talent meszbar sein mag, das ungewöhnliche nur schwer gemessen werden kann, das genie vollends gar nicht. es entspringt also aus den vielen studienvorschriften, wenn sie durchzusetzen sind, einförmige regelmäszigkeit, mit welcher der staat in schwierigen hauptfällen doch nicht berathen ist. (…) es ist alles zu viel vorausgesehen und vorausgeordnet, auch im kopf der studierenden. die arbeit des semesters nimmt unbewust ihre richtung nach dem examen; der student musz alle collegia hören, worüber er zeugnisse beizubringen hat, ohne das würde er manche nicht gehört haben, entweder weil ihn der der sie vortragende professor nicht anzieht, oder weil ihn seine neigung anderswohin lenkt. dagegen bleibt ihm beinahe keine zeit übrig diejenigen zu hören, die ihm nicht vorgeschrieben sind. (…) möge es nur den professoren selbst niemals vorgeschrieben werden, was und wie sie lesen sollen!

13 Jahre nach dem Bologna-Abkommen und der darauffolgenden europaweiten Straffung der akademischen Laufbahn werfen Grimms geradezu prophetische Worte dringende Fragen an die Forschungsgemeinschaft auf. Diese Tagung will einer Standortbestimmung der Mittelalterphilologie und ihrer letztendlichen raison d’être heute dienlich sein. Den Rahmen bilden die sogenannten altgermanischen Sprachen und Kulturen. Beiträge, welche sich mit den unten angegebenen oder ähnlichen Themen befassen, sind willkommen.
2014/15 soll eine zweite Tagung folgen, welche die gleichen Themen im Bezug auf die übrigen Sprach- und Kulturbereiche des europäischen Mittelalters angehen wird.

Themenbereiche Mittelalterphilologien

Was sie ist

  • Wissenschaftstheoretische (epistemologische) Grundlagen; fachspezifische Forschungsgegenstände und -methoden

  • Geschichte der Mittelalter-Philologie

  • Heutiger Stand

  • Neueste Tendenzen

  • Die Frage nach dem Sinn. Wozu noch die Mittelalter-Philologie

  • Was für einen Erkenntnisgewinn kann man heute erwarten?

 Der Stellenwert der Mittelalter-Philologie in den europäischen Studiensystemen

  • Hat die Mittelalterphilologie im heutigen Universitätssystem eine Daseinsberechtigung?

  • politische Hintergründe und Implikationen

  • Berufliche Perspektiven

  • Sollte Marktfähigkeit überhaupt ein Parameter sein für den Stellenwert der Mittelalter-Philologien im Universitätssystem?

Ein Wesenszug der Mittelalter-Philologie: Interdisziplinarität

  • Philologie und Philosophie
  • Philologie und Ideologie
  • Philologie und Textkritik (Textbegriff, Autorbegriff…)
  • Philologie und Handschriftenkunde
  • Philologie und Literaturwissenschaft (u.a. Übersetzungswiss./ Rezeptionstheorie)
  • Philologie und Geschichtswissenschaft
  • Philologie und Linguistik
  • Philologie und Editionswissenschaft
  • Philologie und Verlagswesen
  • Philologie und Informatik
  • Philologie und Graphologie

Fallstudien und Forschungsprojekte

Die Mittelalter-Philologie aus der Sicht der StudentInnen

Teilnahmemodalitäten

Gegen Ende des Jahres 2012 wird eine Homepage zur Tagung „Mittelalterphilologien heute“ zur Verfügung stehen: www.filologiemedievali.it

Dort ist die Anmeldung und die Einreichung der Themenvorschläge bis 30. April 2013 möglich. Wir möchten ausdrücklich Nachwuchswissenschaftler zur Teilnahme einladen. Tagungssprachen sind Italienisch, Deutsch und Englisch. Die Einreichung von Vorschlägen zu den obigen Themenbereichen ist aber auch auf traditionellem Wege, postalisch möglich. Die Auswahl wird strikt anonym erfolgen. Ein abstract dazu mit höchstens 400 Zeichen darf aus diesem Grund keinerlei Hinweise auf den Vorschlagenden erhalten. In einem beiliegenden verschlossenen Umschlag sollen folgende Informationen enthalten sein:

Name, Vorname
Akademischer Grad
Institution
Adresse (privat oder dienstlich)

Bitte senden Sie Ihren Vorschlag an folgende Adresse:

Filologie Medievali. Segreteria. All’attenzione Sig. Gianmaria Moino
Dipartimento di Studi Internazionali
Piazza Rinascimento 7
I-61029 Urbino (PU)

Für Rückfragen stehen wir unter folgenden email-Adressen zur Verfügung

alessandra.molinari@uniurb.it

michael.dallapiazza@uniurb.it

Alessandra Molinari – Michael Dallapiazza