CfP: In der Residenzstadt. Funktionen, Medien, Formen bürgerlicher und höfischer Repräsentation
Die Tagung findet vom 20.- 22. September 2013 in Neuenstein statt.
Zu Anfang des Jahres 2012 hat die neue “Residenzen-Kommission“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen mit der Arbeitsstelle in Kiel ihre Arbeit aufgenommen. Sie kündigt hiermit ihre erste Veranstaltung an. Im Rahmen des allgemeinen Themas “Residenzstädte im Alten Reich (1300-1800)” wird es im geplanten Atelier darum gehen, die Selbstdarstellungen von Stadt und Hof in den zahlreichen Residenzstädten des Reichs, aber auch in anderen Ländern Europas, darauf hin zu befragen, ob und wie weit die Grundthese unserer Arbeit der Überprüfung standhält, nämlich dass die Konkurrenz, ja Konfrontation von Hof und Stadt, von höfischer und bürgerlicher Gesellschaft keineswegs die Regel, sondern eher die Ausnahme war. Mit ihren Symposien zu Hof und Stadt in Halle an der Saale 2004 und 2010 in Coburg zu Fragen des Zusammenspiels bürgerlicher und höfischer Gesellschaften in den Residenzstädten hat die alte “Residenzen-Kommission” den Boden für das neue Akademieprojekt bereitet. Jetzt heißt es, durch Diskussion mit frischer Forschung Fahrt aufzunehmen.
Das neue Vorhaben dreht die bisherige Forschungsperspektive gleichsam um und fragt nicht mehr von Oben nach Unten, blickt nicht mehr vom Hof auf eine diffuse Außenwelt, sondern von der Stadt auf den Hof, will das Gegen- und Miteinander von Stadt und Herrschaft, von städtischem Bürgertum und höfischer Gesellschaft in der Vormoderne erkennen und analysieren. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem die Miniatur-Residenzen, denn es waren die vielen kleinen und kleinsten Städte, die die Landschaften des Alten Reiches prägten. Damit werden zum einen jüngere stadtgeschichtliche Forschungen aufgegriffen, zum anderen sollen zum ersten Mal systematisch die Austauschbeziehungen zwischen der Stadt und dem Hof erforscht werden. Die Frage ist also, wie Residenz, Hof und Stadt zueinander standen und wie sich dieses Verhältnis entwickelte. Damit sind zugleich die bestimmenden Koordinaten der vormodernen Urbanisierung genannt. Es ist zu erwarten, daß die geschichtlichen Grundlagen der bürgerlichen Moderne in einem neuen Licht erscheinen werden. Eine umfassende inhaltliche Darstellung des Forschungsvorhabens gibt die Internetpräsentation des Projekts.
Wie die alte stets will auch die neue Kommission für ihre Ateliers vor allem jüngere Forscher ansprechen, diesmal solche, die sich mit der unmittelbar sichtbaren Seite des Zusammenspiels bürgerlicher und höfischer Gesellschaften und Ordnungen beschäftigen, wie sich dieses in den Formen und Praktiken ihrer Repräsentationsformen zeigt. Doktoranden und Habilitanden, frisch Promovierte und Habilitierte, Historiker, Kunsthistoriker, Literatur- und Musikwissenschaftler, sind als Vortragende willkommen.
Gedacht ist an Beiträge, die die Beziehungen zwischen Stadt und Hof am Beispiel schriftlicher, bildkünstlerischer (Gemälde, Graphiken) und performativer Medien behandeln, der „visuellen und performativen Zeichensysteme“ der neuen Kulturgeschichte, also Architekturen, städtebauliche Entwürfe, Feste, Um- und Einzüge, Prozessionen, Städtelob und dergleichen mehr. Von erheblichem Belang ist die Frage, wie sich städtisches und höfisches Selbstverständnis im Raum der Stadt ausdrücken und wie es um die gegenseitige Wahrnehmung, Beeinflussung, Abgrenzung bestellt ist.
Das Atelier findet in einer Residenz statt. Schloß Neuenstein, das Haus des Fürsten zu Hohenlohe-Öhringen, beherbergt auch das Hohenlohe-Zentralarchiv. Dessen Leiter, Prof. Dr. Kurt Andermann, ist Mitveranstalter. Auch der Hohenlohekreis unterstützt das Vorhaben. Die Tagung beginnt mit einem Abendvortrag am 20. September in der Stadthalle von Neuenstein. Der 21. September bietet dann Raum für acht Referate. Für den 22. September ist eine Exkursion nach Öhringen, Waldenburg, Kirchberg und Langenburg vorgesehen, also genau in die Welt kleiner Residenzen und kleiner Städte, der unsere besondere Aufmerksamkeit gilt.
Prof. Dr. Werner Paravicini, Kommissionsvorsitzender
Abstracts im Umfang von bis zu 3.500 Zeichen (mit Leerzeichen) werden erbeten bis zum 1. Februar 2013 an
PD Dr. Jan Hirschbiegel
Projekt „Residenzstädte im Alten Reich (1300-1800)“
Arbeitsstelle Kiel
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Historisches Seminar
Olshausenstr. 40
D-24098 Kiel
E-Mail: Hirschbiegel@
Tel. [0049] 0431/880-1484
Fax [0049] 0431/880-1524
oder
Prof. Dr. Kurt Andermann
Landesarchiv Baden-Württemberg
Generallandesarchiv Karlsruhe
Nördliche Hildapromenade 3
D-76133 Karlsruhe
E-Mail: kurt.andermann@
Tel. [0049] 0721/926-2672
(in Neuenstein: [0049] 07942/2277)
Fax [0049] 0721/926-223
(in Neuenstein: [0049] 07942/4295)