«Licht und Dunkel im Mittelalter»: 6. interdisziplinäre Ringvorlesung der «Zürcher Mediävistik» im Herbstsemester 2015
2015 ist das internationale Jahr des Lichtes, und passend dazu soll sich die nächste Ringvorlesung der «Zürcher Mediävistik» mit dem Thema «Licht und Dunkel» auseinandersetzen. Dabei sollen sowohl das physische Phänomen des Lichtes, seine Gradierungen und seine Abwesenheit (im Dunkel oder im Schatten) wie auch an seine metaphorischen und symbolischen Verwendungen berücksichtigt werden.
Zur Physik des Lichtes gehört dessen Einsatz in der Architektur zur Nutzbarmachung, Einteilung und Hierarchisierung des Raumes und die Beobachtung vom Wechsel der Lichtverhältnisse zur Messung und Einteilung der Zeit. Die Trennung von Licht und Finsternis in der Schöpfungsgeschichte führte zu einem Nachdenken über die Rolle des Lichtes in der Naturphilosophie und die symbolische und metaphorische Verwendung ist in literarischen, theologischen, philosophischen und anderen Diskursen geradezu allgegenwärtig: Licht und Dunkel können auf Gott und den Teufel verweisen, sie werden mit Wissens- und Erkenntnisprozessen in Verbindung gebracht, sind ein wichtiger Bestandteil von Figurenbeschreibungen in der Literatur (Schönheit, Heiligkeit, Hautfarbe) oder stehen hinter den zwei stilistischen Prinzipien der perspicuitas und der obscuritas.
Die Vorträge im Einzelnen:
• 16.09. Maximilian Benz: «In finsteremo lioht scinit». Der Johannesprolog bei Otfrid von Weissenburg
• 23.09. Kathrin Utz Tremp: «Als die Menschen schliefen…». Zur Nächtlichkeit des Hexensabbats
• 30.09. Lukas Rösli: «Nacht heisst sie bei den Menschen, aber Dunkelheit bei den Göttern». Licht und Dunkel in der altnordischen Mythologie
• 07.10. Thomas Klinkert: Dunkelheit und Licht in Dantes Commedia
• 14.10. Alois M. Haas: Gott «ist ein durliuhtec lieht». Licht und Dunkel als Gottesprädikate
• 21.10. Carmen Cardelle: Erleuchtung aus der Dunkelheit. Zur obscuritas in Lehrschriften des Frühmittelalters
• 28.10. Susanne Köbele: wildekeit. Spielräume literarischer obscuritas im Mittelalter
• 04.11. Anna Bücheler: Materialisiertes Himmelslicht. Gold und Gemmen als Materialmetaphern in der Buchmalerei Karls des Grossen
• 11.11. Gerhard Dohrn-van Rossum: Innovationen. Die mechanische Uhr und die moderne Stundenrechnung
• 18.11. Daniela Mondini: Sehen im Dunkeln. Lichtregie im Sakralbau der Romanik
• 25.11. Barbara Schellewald: Licht-Spiele. Die Entdeckung der Materialität des Mosaiks
• 02.12. Therese Bruggisser-Lanker: Vom Leuchten der Musik zum Licht der Weisheit. Die Lichtmetaphorik in der Musikanschauung der Renaissance
• 09.12. Benno Wirz: Nicht nichts. Philosophische Perspektiven auf Licht und Dunkel
Die Vorträge finden jeweils Mittwochs ab 18.15 Uhr statt und richten sich an Studierende aller Studienstufen und Fachrichtungen sowie an alle weiteren Interessierten.
Veranstaltungsort: Universität Zürich, Gebäude der Juristischen Fakultät, Rämistrasse 74, Raum G041
Den Flyer zur Ringvorlesung finden Sie hier.