CfP: Die Zisterzienser und die Textüberlieferung (12.-18. Jh)
Ein internationales Kolloquium findet vom 22.-24. Nov. 2012 in Troyes (Frankreich) über die Rolle der Zisterzienserabteien und deren Büchersammlungen in der Textüberlieferung statt. Das Kolloquium wird im Rahmen des von der ANR geförderten Projekts BIBLIFRAM über mittelalterliche Bibliotheken (2009-2012) organisiert.
Die Zisterzienser werden in der heutigen Forschung eher durch ihre Bemühungen zum Zentralismus und Vereinheitlichung, insbesondere im Bereich der Liturgie, der Architektur oder der pragmatischen Schriftlichkeit, berücksichtigt, als durch ihre Lust nach Texten und ihre textkritischen Arbeiten. Die Bibliotheken der weißen Mönche zeugen aber davon, dass der Orden kein Feind der Wissenschaft und des Studiums war, sei es durch die zahlreichen Bestände, sei es durch äußerst seltene bzw. unerwartete Texte.
Wie konnten sich die Zisterzienser Texte und Exemplare beschaffen? Welche Netzwerke haben sie ausgenutzt? Hatten sie auch festgelegte Auswahlkriterien, und war die Suche nach Texten koordiniert? Wenn viele mittelalterliche Texte nur durch Handschriften mit zisterziensischer Provenienz überliefert sind, ist es nur Zufall, oder die Konsequenz eines weitaus größeren Interesse, als bisher angenommen?
Handschriften- und Textüberlieferungen wie Bibliothekskataloge sollen in diesem Hinblick neu ausgedeutet werden, um die Eigentümlichkeiten der zisterziensischen Bibliotheken zu erkunden, die ggfs. eine kulturelle oder geistige Identität beweisen, und um die Bücherbestände und deren Entwicklung auch in der frühen Moderne zu verstehen.
Erwartet werden Beiträge über alle Aspekte der Textüberlieferung durch Zisterzienser. Unter anderen:
- Textform und Texttypen: weltliche bzw. geistliche Literatur (Klassiker, Geschichte, Jura, Medizin, Fiktion); Prosa und Reimform.
- Beziehungen zwischen den Zisterziensern und anderen Orden.
- Buchproduktion und Buchverwaltung (Bibliotheken und Kanzleien, Kataloge und Inventare, Einführung des gedruckten Mediums…).
- Die Zisterzienser und das geistiges und geistliches Studium (Verhältnis zur Universität, gelehrte und textkritische Unternehmen…)
Beiträge über Bibliotheken ab dem 13. Jh. und in weniger erforschten Zeitperioden sind willkommen.
Beiträge werden vorzugsweise auf französisch gehalten (wenn nicht, wird eine französische Zusammenfassung bzw. Übersetzung zu Verfügung gestellt). Erwartet werden 40-Minuten lange Beiträge; eine Sitzung mit kleineren, 20-Minuten langen Beiträgen (z.B. die Rolle der Zisterzienser in der Überlieferung eines einzelnen Textes) ist vorgesehen.
Vorschläge werden bis zum 15. April 2012 erbeten und können an Anne-Marie Turcan-Verkerk (anne-marie.turcan@irht.cnrs.fr) eingereicht werden.
Die Abstracts sollten einen Umfang von 3000 Zeichen nicht überschreiten.
Kontakt:
Anne-Marie Turcan-Verkerk
Institut de Recherche et d’Histoire des Textes (CNRS UPR 841)
40, avenue d’Iéna
+33 144 439 094
E-Mail: anne-marie.turcan@irht.cnrs.fr