Rechtshandschriften des deutschen Mittelalters: Produktionsorte und Importwege
27.06.2011-29.06.2011
Das Arbeitsgespräch wird die in Halberstadt überlieferten mittelalterlichen Rechtshandschriften behandeln, die Gegenstand übergreifender Transfer- und Transformationsprozesse waren. Indem ihre Mobilität, also ihre Produktionsorte und Importwege, zum Fokus der Fragestellung wird, kann anhand dieses Bestandes die Koppelung der lokalen Überlieferung an die übergreifenden und längerfristigen Trends der mittelalterlichen Schrift- und Rechtskultur untersucht werden. Die Tagung zielt also auf ein interdisziplinäres Gespräch, das grundlegende Probleme der Produktion, Distribution und Rezeption juristischer Handschriften des Mittelalters erörtert.
Im Einzelnen werden folgende Fragekomplexe diskutiert werden:
- Wann, aus welchen Gründen und Motiven wurden die Rechtshandschriften gesammelt?
- Wo verliefen die geographischen und institutionellen Wege des Handschriftenverkehrs, welche Akteure waren beteiligt?
- Welche Rolle spielten die Halberstädter Bildungseinrichtungen, ihre Institutionengeschichte, ihre Organisationsformen und die dort vermittelten Inhalte?
- Welche Aufschlüsse gibt der Codex in der Materialität seiner Benutzung?
Diese Gesichtspunkte werden sich auf der Tagung zu einer Perspektive verbinden, die den Stellenwert der Halberstädter Sammlung von Rechtshandschriften neu bestimmt. Dies geschieht, indem die Genese dieses Bestandes sowohl aus lokalen Gegebenheiten (Scriptorien, Schulen etc.) als auch aus dem Kulturtransfer und der Migration von Wissen und Wissensträgern erklärt wird. Der Ertrag des Wolfenbütteler Arbeitsgesprächs wird in dieser Verknüpfung liegen, die allgemeine Fragen der Produktion, Überlieferung und Anwendung juristischer Texte im Mittelalter aufwirft. Im Fluchtpunkt der Untersuchung wird die Vernetzung des in verschiedenen Regionen fast zeitgleich wirksamen Ius commune als einer Symbiose von kanonischem, römischem und regionalem Recht liegen.
Die Tagung findet in Wolfenbüttel, im Bibelsaal in der Bibliotheca Augusta statt.
Weitere Informationen und das Programm der Tagung finden Sie hier.